In Giesenkirchen versammelte sich am letzten Wochenende das Ordnerteam der Nordkurve von Borussia Mönchengladbach im Garten von Dirk Lingen, ebenfalls seit vielen Jahren im Ordnungsdienst aktiv. Zum dritten Mal hatte Lingen seine private Grünfläche geöffnet – eine Oase abseits des Stadionrummels. Der Duft saftiger Rippchen und Hähnchenschenkel lag in der Luft, als ein externes Catering-Team die Speisen anlieferte; dazu reichten die Gastgeber bunte Salate. Aus dem Fass floss kühles Augustiner-Bräu, eine bewusste Hommage an die gleichnamige Gaststätte in München. Unterstützt wurde das Fest von Borussia, die alle Kosten übernommen hat. Rund 30 Ordner nutzten die entspannte Atmosphäre, um abseits der Ränge Erfahrungen auszutauschen und das Wir-Gefühl zu stärken. Im Folgenden berichten Torsten Dehnert und Vera Quadflieg von ihren prägendsten Momenten im Ordnungsdienst.
Vera Quadflieg, 43 Jahre alt, sitzt an einem der Biertische und blickt auf die ausgelassene Runde der Ordner. Seit 2019 sorgt sie im Block 16 der Nordkurve für Ordnung – zunächst als eingefleischte Dauerkartenbesitzerin, heute als erfahrene Kraft im Einsatz. Als sie gefragt wurde, ob sie mitmachen wolle, habe sie keine Sekunde gezögert: „Ich kannte die Stimmung aus den Rängen, aber im Dienst habe ich erst richtig gespürt, was Gemeinschaft bedeutet“, erzählt Vera mit einem warmen Lächeln.

Ihr Arbeitstag startet zweieinhalb Stunden vor Anpfiff und endet erst mit der abschließenden Pressekonferenz. „Wir arbeiten stets im Zweierteam“, erklärt sie, „und durch regelmäßige Erste-Hilfe- und Deeskalationsschulungen sind wir gut vorbereitet.“ Die klaren Abläufe geben ihr Sicherheit, doch noch wichtiger sei der Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen.
Ein besonderes Zeichen der Wertschätzung erhält das Team zum Saisonende: Fans aus ihrem Block überreichen kleine Geschenke und persönliche Grüße. „Man hilft sich hier, bevor man überhaupt gefragt wird“, sagt Vera. Dieser Zusammenhalt zeige sich nicht nur bei fröhlichen Momenten, sondern auch dann, wenn es brenzlig wird: Störungen erkennt das Team gemeinsam frühzeitig, und durch ruhige Ansprache oder kleine Ablenkungen lassen sich Konflikte oft im Keim ersticken.
„Der Moment, wenn ein Spiel sicher zu Ende geht, gibt mir ein unglaublich gutes Gefühl“, beschreibt Vera ihre Motivation. Für sie ist der Ordnungsdienst mehr als ein Nebenjob: „Es ist ein Familientreffen mit klaren Regeln und viel Herzlichkeit“, fasst sie zusammen.
Mit ihrem Engagement und ihrer warmherzigen Art zeigt Vera, wie aus einem Fan eine feste Stütze des Ordnungsdienstes werden kann – und warum die Nordkurve für sie weit mehr ist als ein Zuschauerblock.
Im Garten von Dirk Lingen wirkt das Ordnungsdienst-Team wie eine eingespielte Familie. Wie bei einem schnellen Spielerwechsel nimmt nun ein anderer Ordner Veras Platz ein. Torsten „Poldi“ Dehnert, 52 Jahre alt und seit 16 Jahren im Block 18 der Nordkurve aktiv, lacht, als er an die Anfänge denkt. „Zuerst war ich enttäuscht, dass ich nicht in den Block 16 kam.“ Doch gemeinsam mit seinem Freund Uli sei er schnell in Block 18 heimisch geworden: „Uli und ich haben uns dort doch wohlgefühlt und wollen nie wieder weg.“ Der ursprüngliche Reiz? Der Blick aufs Spielfeld zum Nulltarif. „Das kostenlose Spielgucken war anfangs ein schönes Extra“, sagt Poldi, „aber schnell merkte ich: Hier geht es um Gemeinschaft und Zusammenhalt.“

Den emotionalen Höhepunkt seiner Ordner-Laufbahn erlebte er allerdings abseits der Ränge – im Spielertunnel. Hier bekam er von seiner Freundin den Heiratsantrag, minutiös geplant mit Hilfe des Gruppenleiters und des damaligen Stadionmanagers Matthias Neumann. „Meine damalige Freundin wollte nach ihrer ersten Ehe eigentlich nie wieder heiraten“, erinnert sich Poldi. „Aber dann stand sie zwei Stunden vor dem Spiel gegen Augsburg vor mir im Spielertunnel. Ich dachte erst, da liegt Ausrüstung im Weg – und plötzlich hielt sie den Ring in der Hand.“ Dass Borussia Mönchengladbach sich darauf einließ, um diesen Moment möglich zu machen, beschreibt er als Zeichen echter Wertschätzung. „Die bekommen im Jahr annähernd tausend Anfragen für Heiratsanträge, das wird kategorisch abgelehnt. Aber im Spielertunnel waren wir ja nicht in der Öffentlichkeit, da gab es dann die berühmte Ausnahme.“
Für Torsten Dehnert ist der Ordnungsdienst kein Job wie jeder andere. „Hier habe ich Freunde fürs Leben gefunden“,sagt er, „und dieses Wir-Gefühl begleitet mich weit über den Anpfiff hinaus.“
Übrigens, wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und auch mal bei Dirk Lingen im Garten feiern möchte, kann sich jederzeit für den Ordnungsdienst von Borussia Mönchengladbach bewerben. Hier gibt es weitere Informationen: https://minijobs.borussia.de/jobs/ordnungsdienst/
Das könnte Dich auch interessieren:
Raderlebnistag lädt zu sieben Touren ein
Hier wird geblitzt! 5. – 11. Juli 2025
Citymanagement Rheydt startet mehrsprachige Händler-Umfrage