Ein Kommentar von Thomas Patalas
Vor 50 Jahren wurde Geschichte geschrieben: Am 1. Januar 1975 entstand durch die kommunale Neugliederung aus den eigenständigen Städten Mönchengladbach, Rheydt und der selbstständigen Gemeinde Wickrath die heutige Stadt Mönchengladbach. Die Maßnahme versprach effizientere Gemeindestrukturen, bessere Lebensbedingungen und eine starke Einheit. Doch was ist aus diesen Versprechen geworden?
Mit über 270.000 Einwohnern wurde die neue Stadt zur größten links des Niederrheins. Doch diese Entwicklung brachte auch Verluste mit sich. Insbesondere Rheydt, einst eine prosperierende Stadt mit eigenem wirtschaftlichem und kulturellem Profil, musste sich im Schatten des neuen Hauptzentrums Mönchengladbach behaupten. Zwar verpflichtete sich der Neugliederungsvertrag, alle Stadtteile gleichmäßig zu fördern, doch bleibt die Realität oft hinter diesen Ansprüchen zurück.
Die Existenz paralleler Institutionen und Angebote – zwei Innenstädte, zwei Rathäuser, zwei Hauptbahnhöfe – zeugt von der besonderen Bipolarität der Stadt. Von dem Kuriosum zweier Vorwahlen ganz zu schweigen. Doch während Mönchengladbach zum Hauptzentrum wurde, scheint Rheydt seinen einstigen Glanz eingebüßt zu haben. Für manche Bürger fühlt es sich bis heute an, als sei die Eigenständigkeit ihrer Stadt auf dem Altar der Effizienz geopfert worden.
Das Jubiläum der Neugliederung bietet einen Anlass, nicht nur zu feiern, sondern auch kritisch zu hinterfragen: Welche Stadtteile haben wirklich von der Fusion profitiert? Und was braucht Rheydt, um die Rolle einzunehmen, die ihm gebührt – nicht nur als Nebenzentrum, sondern als eigenständiger Motor innerhalb der Stadtgemeinschaft?
Denn nach fünf Jahrzehnten ist die Einheit Mönchengladbachs immer noch keine Selbstverständlichkeit. „Wer trecke tesame!“ – ein Motto, das damals wie heute nach Umsetzung verlangt.
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